Pfarrkirche St. Vitus

"Capell zu Frumenhusen, die gewiht ist worden
in der Ere unser Frowen und ander Heiligen"

Mit einem "frommen" Namen geht unser Dorf durch die Jahrhunderte.

Frommenhausen... "Zu Nutz und Frommen" sagt man heute gelegentlich noch, oder "Es frommt". Vielleicht ist das die schöne Bedeutung, die unserem Ortsnamen zugrunde liegt.
Auch ein alter Personenname Fruoman wird zur Erklärung ausgegeben.
Über die Anfänge weiß man nichts. Die Kreisbeschreibung nennt das 7. Jahrhundert. Eine Urkunde des Grafen Rudolph von Hohenberg von 1399 spricht von einer "Capell zu Frumenhusen, die gewiht ist worden in der Ere unser Frowen und ander Heiligen".


Jakob Skulptur, Image by Martin Fuchs from PixabayIm Jahr 1428 erhält die Kapelle einen Kaplan, wohl in der Person des in der Urkunde mitgenannten Jodok Stölzle aus Hirrlingen. Die Urkunde nennt den Schultheißen Johannes Wend, den Konvent des Klosters Witticheen und den Pfarrer Konrad Hagen aus Hirrlingen. Die Einkünfte der Kaplaneigüter betragen 37 Pfund und 10 Heller.
Wöchentlich werden drei Messen gelesen, an Feiertagen muß man nach Hirrlingen zur Kirche.
Ein Grabstein vom Hirrlinger Friedhof, seit 1982 an der Außenfront der Hirrlinger Kirche, nennt einen Jacob Beyter von Frumenhus, der "1510 zu S Jacob gezogen". Gemeint ist Santiago di Compostela in Spanien.

Weihbischof Baltassar von Konstanz weiht laut einem Eintrag in den Hirrlinger Kirchenbüchern 1596 Kapelle und Altar zu Ehren der Allerseligsten Jungfrau Maria, des hl. Nikolaus und der hl. Barbara.

Anno 1596 zu Frommenhausen:
Aus dem Hirrlinger Pfarrarchiv
Rottenburger Post, 14.8.1972


VotivbildIm Dreißigjährigen Krieg ist am Fastnachtsmontag 1633 am Weg nach Hirrlingen eine Bluttat geschehen. Schwedische Reiter haben Hansjörg Beck und vielleicht auch seinen Vater erschlagen. Die Gedenktafel in der Kirche zeugt davon und zugleich von den 11 Gefallenen des Napoleonischen Feldzugs nach Rußland 1812.

Ausschnitt aus dem Langhausdeckenbild von Gabriel Ignaz Thum mit Darstellung der Kirche vor ihrer Erweiterung (vor 1770) Das Jahr 1770 bringt eine neue Kirche mit Chor, zwei Joch und einem Dachreiter, erbaut von Christian Großbayer von Haigerloch, ausgemalt von Gabriel Ignaz Thum aus Bezau, geweiht am gleichen Tag wie die Hirrlinger Martinskirche am 9. August 1772 von Weihbischof Augustin von Hornstein aus Konstanz zu Ehren Unsrer Lieben Frau, des hl. Vitus, der hl. Katharina und des hl. Wendelin. Die Deckengemälde zeigen diese Patrone.


Die Lokalkaplanei wird 1796 errichtet unter Kaplan Joseph Anton von Kreyseren aus Rottenburg. Auch ein eigener Gottesacker wird eröffnet, der 1875 und 1978 erweitert wird.

St. Vitus Frommenhausen

Zur Pfarrei wird Frommenhausen 1819 erhoben.
Ein neues Schul- und Rathaus wird 1835 erbaut.
Das alte Kaplanei- und Pfarrhaus gegenüber der Kirche wird durch einen Neubau über dem Ort ersetzt und 1868 bezogen.
Auch für die Kirche sucht man einen besseren Platz. Doch bleibt man am ehrwürdigen Ort und erweitert 1933 die Kirche durch einen Anbau mit Glockenturm.
Die heutige Sakristei ist um 1820 angebaut worden. Renoviert wurde die Kirche 1906, außen 1973 und 1987, innen 1959, 1968 und 1990.

Deckengemälde signiert Gabriel Ignaz Thum Die zwölf Apostel grüßen von der Decke und rufen zum Glaubenszeugnis im Alltag.
Die hl. Katharina von Alecandrien ist in den Deckengemälden besonders hervorgehoben durch ihre Abwehr des Götzendienstes und ihr Bekenntnis zu Christus, der ihr zur Märtyrerkrone die Krone des ewigen Lebens gewährt.
Der hl. Wendelin wurde als Beschützer für Stall und Vieh gewählt. Er beschütze auch heute Haus und Bett und Flur!
Seit dem letzten Kirchenbau wird St. Vitus als Patron genannt.

Das Vituslied

Text: Pfr. Anton Fischer, Frommenhausen
Melodie: Dompfr. Josef Ottenwälder

Heiliger Vitus, Gottesknecht,
lehr uns leben fromm und recht!
Bitt für uns, dass Gottes Gnade,
lenke unsre Lebenspfade
von der Wiege bis zum Grab!
Von der Wiege bis zum Grab!

Heiliger Vitus, Gottesheld!
Über Teufel, Fleisch und Welt
hilf auch uns den Sieg erlangen,
dass des Kreuzes Zeichen prangen
auf der unentweihten Stirn!
Auf der unentweihten Stirn!

Heiliger Vitus, Gotteskind,
dessen Lohn die Himmel sind,
in den Himmels Herrlichkeiten
hilf auch uns ein Heim bereiten,
eine selge Ewigkeit!
Eine selge Ewigkeit!

Marienstatue Literarisches Fundstück:
Muttergottes in der Kirche zu Frommenhausen
Georg Weise schrieb in seinem Buch "Die gotische Holzplastik um Rottenburg, Horb und Hechingen" innerhalb der Forschungen zur Kunstgeschichte Schwabens und des Oberrheins 1921 über unsere Madonna. Text und Abbildung sind im ersten Teil "Die Bildwerke bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts" enthalten.

"... ausgezeichnet erhalten hat sich eine 0,85 Meter hohe sitzende Muttergottes in der Kirche zu Frommenhausen (Oberamt Rottenburg). Nur die heutige Krone ist an dieser Figur nachmittelalterlich und an die Stelle einer ursprünglich kleineren Krone getreten. Als verwandtes Stück bietet sich zum Vergleich die in die Stuttgarter Altertümersammlung gelangte Muttergottes aus Schloß Mauren (Oberamt Böblingen). Gemeinsam ist beiden die Haube mit Kruseler, sodann der in gerundeter Linie vom einen Arm zum andern gezogene Mantelbausch und die Art der Drapierung des Gewandsaumes unterhalb der beiden Knie. Statt, wie die Madonna aus Mauren, den Oberkörper graziös auszubiegen, hat unsere Figur das feierliche Tronen und die streng frontale Wiedergabe bewahrt. Trotz solcher Altertümlichkeit der Gesamthaltung wird man die Madonna von Frommenhausen doch erst verhältnismäßig spät, frühestens um 1380, ansetzen dürfen. Maßgebend für diese Datierung ist die im Vergleich mit dem Gegenstück aus Mauren viel gedrungenere Körperbildung, das breitere, behäbigere Sitzen mit auseinandergenommenen Knien und die weniger von strengem Vertikalismus beherrschte Wiedergabe der Faltenzüge der unteren Gewandpartien. Von der für die Mitte des 14. Jahrhunderts charakteristischen höfischen Feinheit und Idealität scheint der Schritt zu derberem Realismus gemacht. Auch in der völligen Unbekleidetheit des Kindes wird man ein wichtiges Datierungsmerkmal erblicken dürfen... (Anmerkung unten: Nach Witte, Die Skulpturen der Sammlung Schnütgen in Köln, S. 40, soll die Nacktheit des Kindes erst seit dem 2. Dezennium des 15. Jahrh. aufkommen. Die Madonna von Frommenhausen erst so spät anzusetzen vermag ich mich trotzdem nicht zu entschließen)..."


Weitere Informationen über St.Vitus in der Kreisbeschreibung von 1972


Ausführliche Informationen zur Gemeinde
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